Die Liedertäfler

Stetes Wachstum

1946-1950

Nachriegszeit und Neugründung der Liedertafel 1949

Ausflug der Liederkränzler

1946 Als sogenannter bürgerlicher Verein entstand der "Ludwigsburger Männergesangverein" hauptsächlich aus früheren Mitgliedern des MGV 1841 und der Liedertafel. Unter der Leitung von Chormeister Herold vom Staatstheater Stuttgart wurden die Chorproben im Saal der Bärenschule abgehalten. Leider fand sich von der Liedertafel niemand bereit, den Verein wieder selbständig zu führen; nicht zuletzt deshalb, weil frühere führende Liedertäfler, u.a. Herr Schlumpberger, beim MGV tätig waren.

1947 Im Frühsommer wurde im "Saalbau Cluß" ein Konzert unter der Leitung von Herrn Herold veranstaltet. An die Stelle des scheidenden Chorleiters trat der bereits früher täig gewesene Musikdirektor Richard Arnold.

1948 Zugeständnisse und Lockerungen der Besatzungsmächte ließen das Vereinsleben langsam wieder aufleben. Ein Konzert am 11. Juli fand großen Anklang.

1949 Im Laufe des Jahres war der Wunsch vieler "Liedertäfler" unüberhörbar, den Verein wieder neu zu gründen. Am 9. September war es dann soweit. Bei einer Versammlung im ‑"Neuen Güterbahnhof" stimmten alle 48 Anwesenden mit einer Stimmenthaltung für die Neugründung der Liedertafel. Unstimmigkeiten im MGV waren für Herrn Schlumpberger Anlaß, vom Amt des Vorstandes zurückzutreten. Die erste Singstunde am 15. September im "‑Bahnhotel-Fürstensaal" besuchten 30 Sängerinnen und 45 Sänger. Auf Empfehlung unseres Ehrenchormeisters Hermann Hirth stellte sich Chorleiter Hauptlehrer Christian Kübler vor. Nach langer Pause hielt die Liedertafel am 12. November eine außerordentliche Mitgliederversammlung ab. Herr Schlumpberger teilte überraschend mit, daß er aus geschäftlichen Gründen den Vorstandsposten nicht mehr weiterführen könne.
Einstimmig wurde Gerhard Krebbel zum 1. Vorsitzenden gewählt. Die weiteren Posten wurden wie Kassier folgt besetzt: 2. Vorsitzender Eugen Gölz. Otto Diezel, Schriftführer Wilhelm Schwenninger.
Als besonderen Dank für die fast 30-jährige hervorragende Vereinsleitung wurde Herr Schlumpberger zum Ehrenvorstand ernannt. Nachdem Chorleiter Christian Kübler innerhalb kurzer Zeit die Herzen aller eroberte, wurde er, wie erwartet, einstimmig zum musikalischen Leiter ernannt.
Besonders erfreulich im Mitgliederbestand war der große Anteil der jugendlichen Sängerinnen und Sänger. Das erste Neugründungsjahr wurde am 26. Dezember mit einer Weihnachtsfeier im Ratskeller abgeschlossen. Die Weichen für eine gute Aufwärtsentwicklung des Vereins waren gestellt.

1950 Der Auftakt für dieses Jahr war eine fröhliche und gut gelungene Faschingsveranstaltung am 4.2. in den Räumen des Ratskellers. Sie wurde zu einem Bombenerfolg. Bis zum frühen Morgen herrschte Jubel, Trubel, Heiterkeit. Überdies konnte der Kassier einen beachtlichen Überschuß verbuchen.

Im Mittelpunkt einer außerordentlichen Mitgliederversammlung stand die Verabschiedung einer neuen Vereinssatzung. Sie wurde einstimmig angenommen. Der Mitgliederstand hatte sich weiter verbessert: 42 Frauen, 80 Männer, 42 Passive.

Die Liedertafel feierte den Frühling am 6. Mai im Bahnhotel mit einem reichhaltigen musikalischen Programm.

Zum Besuch des 110-jährigen Jubiläums des befreundeten Liederkranzes fuhren am 2. Juli 130 Sängerinnen und Sänger nach Böblingen. Besonders erfreut zeigte sich unser Ehrenchormeister Hirth. Auch ein aufziehendes Gewitter und starker Regen konnte den Liedvorträgen keinen Abbruch tun. Die Liedertafel präsentierte sich in hervorragender Form.

Das 112. Stiftungsfest am 19. November im Bahnhotel beschloß ein überaus erfolgreiches Jahr.

1951 - 1953

Neuen Chormusik Ludwigsburg

Ein Ständchen in Ehren 1953

1951 Es ist eine grobe Fahrlässigkeit, ohne Kenntnis der Dinge zu behaupten, die lieben Ludwigsburger würden erst oder frühestens am Faschingsdienstag merken, was sie dieser närrischen Zeit schuldig sind. Den Auftakt zu diesen tollen Tagen machte die Liedertafel am 27. Januar in den Räumen des Bahnhotels. Mitunter herrschte ein beängstigendes Gewoge, das erst in den frühen Morgenstunden abebbte. Die Chronik vermerkt im Bericht, daß die Tanzenden und überschäumenden Närrinnen und Narren die Decke des Sängersaales stark ins Schwanken brachten. Nicht auszudenken, was ein Einstürzen zur Folge gehabt hätte.

Bei der Jahreshauptversammlung am 10. März wurde u. a. die Anschaffung eines neuen Flügels beschlossen.

Die Liedertafel lud ein, und alle kamen. Beim Frühjahrskonzert am 29. April am Bahnhotel war der Festsaal restlos besetzt. Klaviervorträge des Pianisten Erwin Kübler brachten Abwechslung ins Programm „Chorgesang - einen Tag lang großgeschrieben“. Von herrlichem Sommerwetter begünstigt gestaltete sich der erste Gau-Sängertag des Schillergaus am 21./22. Juli in Markgröningen zu einer machtvollen Demonstration für das deutsche Lied. Die Liedertafel erhielt für die  Liedvorträge "In den Alpen" von Hegar und "Jagdlied'' von Mendelssohn begeisterten Beifall.

Die Mitwirkung bei der "Neuen Chormusik Ludwigsburg" am 20./21. Oktober war für den Verein eine Selbstverständlichkeit. Die Väter der "Neuen Chormusik" hatten erkannt, daß das zeitgenössische Volkslied eine Lücke ausfüllte. Mit der Pflege des Neuen und Kommenden sollte zugleich eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft geschlagen werden. So war dieses Fest kein Wettbewerb, sondern diente dem Bestreben, den Vereinen und ihren Chorleitern eine Auswahl aus dem  zeitgenössischen Schaffen zu bieten. Die chorischen Leistungen der Liedertafel wurden als sehr beachtlich kommentiert.

Eine weitere Leistungssteigerung erreichte der Verein beim 113. Stiftungsfest im Bahnhotel. Die Presse stellte fest, daß die Saat aufzugehen beginnt, die bei der "Neuen Chormusik Ludwigsburg" in den Grund gelegt wurde. Die Wiedergabe der zum Teil recht anspruchsvollen Werke könne die Liedertafel mit berechtigtem Stolz erfüllen. Hervorgehoben wurde noch, daß der Chor viele junge und frische Stimmen besitzt, die noch hohe künstlerische Leistungen erwarten ließen.

1952 Liederabend am 3. Mai im Bahnhotel mit dem bekannten Rezitator Carl Lachenmann vom Silchermuseum in Schnait war im vollbesetzten Festsaal ein großer Erfolg.
Mit 75 Teilnehmern wurde das Aalener Bundesliederfest vom 25. bis 27. Juli besucht. Ohne Teilnahme am Wertungssingen orientierten sich Sängerinnen und Sänger jedoch am Leistungsniveau der anderen Vereine. Wie stark die Kondition ist, wurde dadurch getestet, daß man die Nacht zum Tage machte. Die wenigen noch übriggebliebenen Schlafstunden wurden teils auf Strohsäcken oder im Abteil eines abgestellten Personenzuges zugebracht.
Die wochenlange harte Chorarbeit fand bei der Teilnahme der "Neuen Chormusik'' am 8./9. November hohe Anerkennung. Die Verleihung der Schiller-Plakette war ein sichtbares Zeichen.
Mit dem 114. Stiftungsfest am 22. Novembr wurde ein ereignisreiches, erfolgreiches Jahr abgeschlossen.

1953 Beim Frühjahrskonzert am 25. April wirkten Prof. Stiehler, Violine, von der Musikhochschule Stuttgart, und Erwin Kübler, Pianist, mit. Dieses wohlgelungene und gut besuchte Konzert hatte deutlich gezeigt, daß sich die Chöre unter der umsichtigen Leitung von Herrn Kübler in einer ständigen Aufwärtsentwicklung bewegen. Die Eintrittspreise für dieses Konzert betrugen DM 1,50 und DM 2,50.

1954 - 1959

Auf Reisen ...

Fahnenweihe 1954 durch Ehrenvorstand Schlumpberger

1954 Die Beschaffung einer neuen Vereinsfahne wurde bei der Jahreshauptversammlung am 13.3. zur Diskussion gestellt. Die finanziellen Mittel waren da. Der Antrag fand begeisterte Zustimmung. Nach Entwürfen unserer Mitglieder Walter Huber und Gottlob Bühler wurde die Fahne in Auftrag gegeben.
Im Rahmen der 250-Jahr-Feier der Stadt wurde das 6. Gauliederfest des Schillergaues in Ludwigsburg abgehalten; der Verein nahm daran teil.
Das 5. Ludwigsburger Chormusikfest am 31. Oktober in der Stadthalle, bei dem der Verein mitwirkte, erwies sich als kulturelle Einrichtung, die größte Beachtung und Unterstützung verdient. In der dichtbesetzten Stadthalle wurde am 20. November das 116. Stiftungsfest, verbunden mit einer Fahnenweihe, veranstaltet. Die Fahnenweihe wurde zu einem feierlichen Akt. Ehrenvorstand Schlumpberger erinnerte in seiner Ansprache an das Jahr 1911, in dem der Verein seine alte Fahne weihte, ein Ereignis, an dem sich 34 Vereine beteiligten.

1955 Am 21.5. konnte der Verein liebenswerte Pfälzer Sänger vom MGV 1862 Altrip zu einem gemeinsamen Konzert in der Stadthalle begrüßen. Bereits am 8. Oktober stattete der Männerchor einen Gegenbesuch bei MGV Altrip ab. Besonderen Anklang fand die Aufmachung der Sänger beim zweiten Teil des Konzerts: rote Westen, schwarze Hüte.

1956 Die Monate März und April waren mit zielstrebiger Arbeit ausgefüllt. Es galt das Schubert-Schumann-Konzert vorzubereiten, das am 28. April im Bahnhotel stattfand. Die Darbietungen standen auf hohem Niveau. Eine ausgezeichnete Bereicherung erfuhr dieses Konzert durch die Mitwirkung des bekannten Stuttgarter Kergl-Quartetts.
Das Sängerbundesfest vom 2.-5. August war für den süddeutschen Raum das überragende Ereignis des Jahres. Rund 100.000 Sängerinnen und Sänger beteiligten sich an diesen Fest. Bei der Abschlußfeier im Stuttgarter Neckarstadion sprach Bundespräsident Theodor Heuss.

1957 Es war für den Verein das Jahr des Chorleiterwechsels. Aus privaten und beruflichen Gründen legte Christian Kübler den Taktstock aus der Hand. Für seine aufopferungsvolle Tätigkeit und seine außerordentlichen Verdienste um die Liedertafel erhielt Herr Kübler das goldene Vereinsabzeichen. Mit Gauchormeister Eugen Störkle wurde ein hervorragender Dirigent gewonnen.

1958 Höhepunkt dieses Jahres war die Teilnahme des Männerchores beim 3. Österreichischen Sängerbundesfest vom 17.-20. Juli. Mit der Bundesbahn wurde das 1. Etappenziel Passau erreicht. Der Besuch des Domes, in dem sich die größte Orgel der Welt mit 17000 Pfeifen und 208 Registern befindet, war für alle ein Erlebnis. Anderntags ging es mit dem Dampfer Johann Straub nach Wien. Nach 13-stündiger Fahrt war die 300 km lange Strecke bis zum Praterkai glücklich bewältigt. Das Sonderkonzert im Wiener großen Konzerthaus-Saal wurde begeistert aufgenommen. Eigens für dieses Fest wurde die Chorgemeinschaft Störkle aus den Vereinen Liederkranz Zuffenhausen, Liedertafel Ludwigsburg, Männergesangverein Oetisheim, Chorvereinigung Bissingen und Bosch-Singchor Feuerbach gegründet.

Die nächsten Stationen dieser Sängerreise waren Linz und St. Florian. Dem Orgelkonzert schloß sich in der Gruft unter der Orgel die Brucknerehrung an. Anton Bruckner, dessen Leben und Schaffen von St. Florian nicht zu trennen ist, wurde in einer würdigen Feierstunde an seinem Sarkophag gehuldigt. Der Morgen des 21. Juli, des letzten Tages der Reise, führte die Sänger noch ins heitere Salzburg Mozarts und Haydns.

1959 Zum Liederfest des Schwäbischen Sängerbundes fuhren am 4. Juli ca. 65 Sängerinnen und Sänger nach Ulm. Das Friedrich-Schiller-Sonderkonzert der Chorgemeinschaft Störkle war ein überwältigender Erfolg. Die Kritik enthielt zusammengefasst die Sätze: "Eine imponierende Leistung, die bei einem begeisterten Publikum stürmischen Beifall hervorrief, der allen Mitwirkenden gleichermaßen galt, vorab dem Leiter und überzeugenden Gestalter Eugen Störkle."

1960-1962

Abschied vom Ehrenvorstand Hans Schlumpberger

1960 Man schrieb den 13. Februar, als sich fröhliche Närrinnen und Narren im Bahnhotel zum Faschingsball trafen. Mit einem oberschwäbischen Narrensprung in den Originalkostümen der Bochinger Narrenzunft fand der Ball eine gelungene Eröffnung.
Im Rahmen einer Ausschußsitzung am 4. März wurde einem neuen Vereinsabzeichen zugestimmt.
Einen eindrucksvollen Leistungsbeweis erbrachte das Chor- und Orchesterkonzert am 14. Mai im Bahnhotel. Der erste Teil war Friedrich Silcher anlässlich seines 100. Todesjahres gewidmet. Mit dem zweiten Programmteil wurde Robert Schumann in Erinnerung an das 150. Geburtsjahr geehrt. Der bekannte Bariton York Lutz und das Orchester der Stuttgarter Musikfreunde machten dieses Konzert zu einem einzigartigen Erlebnis.
Am 3. Juli beteiligte sich der Verein am 8. Gauliederfest des Schillergaues in Sulzbach/Murr.
Als hohe Leistung des Chorgesangs wurde das Singen beim 122. Stiftungsfest am 3. Dezember beurteilt.

1961 Während durch den erfolgreich verlaufenen Weltraumflug des Sowjetmajors Juri Gagarin ein kühner Traum Wirklichkeit wurde, herrschte auf unserem Planeten weiterhin Kampf und Zwietracht. Das für uns Deutsche schicksalsschwerste Jahresereignis war der 13. August, der Mauerbau in Berlin.
Die Liedertafel setzte ihre erfolgreiche musikalische Arbeit fort mit einem volkstümlichen Chor- und Orchesterkonzert mit dem 1. Akkordeon-Orchester der Harmonika-Gemeinschaft Ludwigsburg am 27. Mai im Bahnhotel.
Graue Regenwolken hingen am Himmel, als die Liedertafel am 23. Oktober, die Abschied nehmen mußte von ihrem Ehrenvorstand Hans Schlumpberger. Was dieser mit reichen geistigen Fähigkeiten ausgestattete Mann seit seinem Eintritt in den Verein im März 1920 an Idealismus und Opferbereitschaft für die Sängersache gebracht hat, ist ohne Beispiel. Sein Name wird in den Annalen der Liedertafel ewig weiterleben.

1962 Die einzige nennenswerte Veranstaltung in diesem Jahr war das 123. Stiftungfest unter Mitwirkung des 1. Akkordeonorchesters der HGL Ludwigsburg und des Rezitators, Herrn Carl Lachenmann, vom Silchermuseum Schnait.

1963

125 Jahre Liedertafel

In den 365 Tagen dieses Jahres, in deren Verlauf die Liedertafel ihr 125-jähriges Bestehen feiern konnte, ist viel geschehen. Leider viel mehr Furchtbares oder Beklagenswertes als Freudvolles. Viel namenloses Leid hinterließen Naturkatastrophen von Skopje und Longarone, Bergwerkskatastrophen von Lengede und in Japan, viele Flugzeug-, Schiffs- und Eisenbahnunglücke. Und dann der Abend des 22. November, als der Radiosprecher den Mord an Präsident Kennedy bekanntgab.

Im Mittelpunkt des Vereinsjahres stand die Vorbereitung auf das 125-jährige Jubiläum.

Am 9. Februar zog die Liedertafel beim großen Faschingsball im Bahnhotel wieder einmal alle Register ihres nicht nur musikalischen, sondern auch auf geselligem Gebiet vorhandenen Könnens. Ein Ball der Superlative, dem zu später Stunde die Stuttgarter Karnevalsgesellschaft "Möbelwagen" den Stempel aufdrückte, blieb noch lange in Erinnerung. Ein Teil des Männerchores beteiligte sich am 18. Februar an einer Unterwassersitzung des Möbelwagens im Cannstatter Stadtbad. Vizedirigent Hermann Rausch und seine wackeren Mannen debütierten unter dem Surren der Fernsehkameras als "Wasserharmonists". Eine nette Unterbrechung des Alltags war der Familienausflug am 16. Juni durchs Remstal, die Täler der Löwensteiner Berge bis zum Endziel nach Eichelberg.

Erste Berührung und Aufgabe innerhalb der "Chorgemeinschaft Störkle" war die Feier des 25-jährigen Bestehens dieser Vereinigung am 29. September in Maulbronn. Ein erhebendes Konzert in der Klosterkirche und schöne Stunden in der Stadthalle beschenkten die etwa 50 Teilnehmer der Liedertafel in reichem Maße.

Und dann war es soweit. Am 27. Oktober, einem strahlenden Herbstsonntag, war der Tag gekommen, an dem die Liedertafel ihr 125-jähriges Bestehen feierte.
Am Morgen des Festtages versammelten sich die Sängerinnen und Sänger auf dem neuen Friedhof zu einer Totenehrung. Im Mittelpunkt des Tages stand ein Festkonzert im Festsaal des Bahnhotels, das Beweise von der Leistungsfähigkeit des Männer-, Frauen- und gemischten Chores erbrachte. Hier zeigte sich auch besonders deutlich, welcher Wertschätzung sich die Liedertafel, der zweitälteste Ludwigsburger Gesangverein, erfreut. Eingeleitet wurde das Konzert mit "Trumpet Voluntary" von Henry Purcell durch den Stuttgarter Organisten Rudolf Schlageter.

Von besonderem Gewinn war die Verpflichtung der Ludwigsburger Sopranistin Margot Mangold. Das Chorprogramm, vom Dirigenten Eugen Störkle mustergültig einstudiert und souverän geleitet, gab einen Überblick über das Schaffen der Chöre. Die Programmfolge setzte sich aus Werken von Mozart, Schubert, Edler und Rein zusammen. Der Festtag klang aus mit einem Jubiläumsball, zu dessen Glanz und Gelingen Walter Dürr mit seinen Solisten vom Süddeutschen Rundfunk wesentlich beitrug.

Im Advent, der stillsten Zeit des Jahres, fanden sich 68 erwartungsfrohe Kinder und Enkel von Mitgliedern am 15. Dezember im Bahnhotel ein.

1964 - 1967

Neue Bande nach Montbéliard - deutsch-französischen Freundschaft

Kirchenkonzert der Liedertafel

1964 Zu erwähnen ist in diesem Jahr der Besuch des Vereins der Patenstadt Montbéliard im französischen Burgund vom 18. bis 20. Oktober. Das Deutsch-Französische Institut sowie die Stadt Ludwigsburg unterstützten finanziell diese Fahrt. Oberbürgermeister Dr. Saur verabschiedete 110 Mitglieder der Liedertafel mit den Worten, daß gerade die Vereine dazu berufen sind,  enge Verbindungen zwischen beiden Städten herzustellen. In zwei Bussen ging die Fahrt über Straßburg. In Montbéliard wurden die Liedertäfler auf das herzlichste empfangen und in ausgezeichnete Quartiere geleitet. Am Samstag wurde vormittags das Schloß besichtigt, nachmittags die von Le Corbusier erbaute Wallfahrtskirche Ronchamp. Für das am Abend abgehaltene Konzert erhielt die Liedertafel begeisterten Beifall.

1965 In diesem Jahr war ein Chorleiterwechsel zu beklagen. Eugen Störkle, seit 1957 mit großem Erfolg musikalischer Leiter, trat zurück. Die Nachfolge trat Rudolf Werner, bereits Chorleiter in Heilbronn-Neckarsulm, an. Das erste Konzert unter seiner Leitung im Oktober mit Werken von Schubert und Brahms war ein voller Erfolg. In der Stunde des Chorgesangs bekam die Liedertafel bei ihrem Auftritt im Süddeutschen Rundfunk eine hervorragende Kritik.

1966 Nach Jahren wirkte die Liedertafel wieder bei der Neuen Chormusik mit. Höchstes Lob für die gesanglichen Darbietungen erhielt der Verein durch Bundeschormeister Hugo Herrmann.
Im Zuge der deutsch-französischen Freundschaft wurden die Bande zu unserer Partnerstadt Montbéliard mit einem gemeinsamen Konzert der Folkloregruppe Le Diari, des Harmonikaspielrings und der Liedertafel am 14. Mai in der Stadthalle neu geknüpft.
Zum 10. Gauliederfest traf man sich an 3. Juli in Bietigheim. Seiner Stellung im Schillergau entsprechend war es für die Liedertafel Pflicht, sich einer fachkundigen Jury zum Kritiksingen zu stellen.

1967 Am 29. April führte die Liedertafel ein in der Öffentlichkeit vielbeachtetes Frühjahrs-Chorkonzert unter Mitwirkung des Heilbronner Kammerchores im Bahnhotel durch. Höchstes Lob erhielt dieses Konzert in der Presse. "Wie der Chor unter Rudolf Werner die Linien nachzeichnet, wie er gestaltet und lebendig singt, verdient höchste Anerkennung. Die Sängerinnen und Sänger konnten davon überzeugen, welche glückliche Wandlung und fruchtbare Lösung vom Überkommenen sich vollzogen hat, seit Rudolf Werner die Betreuung übernahm."

Die Fahrt zum 100jährigen Jubiläum des befreundeten MGV-Altrip am 11. Juni wurde mit dem Vereinsausflug verbunden.

1968 - 1970

Konzert 250-Jahre Ludwigsburg

1968 Mit einem festlichen Schubert-Konzert am 30. März in der Aula der Pädagogischen Hochschule ehrte die Liedertafel den Komponisten zu dessen 140. Todesjahr. Bei der Gestaltung wirkten noch die Männerchöre der Concordia Neckarsulm und die Chorgemeinschaft Heilbronn mit. Solist war der Mainzer Tenor Egon Hoss; an der Orgel spielte Felix Werner. Am 23. September erfolgte eine Wiederholung dieses Konzerts in der "Harmonie" in Heilbronn.
Anlässlich der 250-jährigen Stadterhebung führten die im Stadtverband für Musik- und Gesangvereine zusammengeschlossenen Vereine am 11. Oktober ein Konzert in der Stadthalle durch. Die LKZ berichtete: Den Höhepunkt bildeten die von der Liedertafel vorgetragenen Madrigale. Aufgrund der vielfältigen Aufgaben und Anforderungen an Dirigent, Sängerinnen und Sänger entschlossen sich Vorstand und Ausschuß, das für den 26. Oktober vorgesehene Stiftungsfest abzusetzen.

1969 Dieses Jahr war gekennzeichnet durch einen Vorstandswechsel. Als Nachfolger des aus beruflichen Gründen zurückgetretenen bisherigen 1. Vorsitzenden Herbert Kreiter wurde als dessen Nachfolger Hermann Rausch gewählt.
Am 10. Oktober beteiligte sich der Verein anläßlich der Einweihung des neuen Kulturzentrums an dem Chor- und Orchesterkonzert.

1970 Am 14. Juni nahm die Liedertafel an der Schillerfeier beim Gausängerfest in Backnang teil. Diese Veranstaltung stand von vornherein unter einem unglücklichen Stern. Eine Schillerfeier in einem Bierzelt abzuhalten, ist schon als makaber zu bezeichnen. Die Organisatoren hatten den Sangesbegeisterten keinen guten Dienst erwiesen.
Der gesellschaftliche Höhepunkt war das am 10. Oktober abgehaltene Stiftungsfest, verbunden mit einem großen Herbstball, wozu man die bekannte Kapelle Günter Leimstoll verpflichtet hatte.
Nach über fünf Jahren erfolgreichen Wirkens schied Chorleiter Rudolf Werner aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen zum Jahresende aus. Die Mitgliederzahl der Liedertafel betrug 223, davon 123 aktive Sängerinnen und Sänger.